Dagmar Nick zum 90. Geburtstag
Seerosenkreis
Dagmar Nick, die grande dame der zeitgenössischen Poesie, wird 90. Strahlend und von geradezu mädchenhafter Anmut, lässt sie nichts von der ungeheuren Anstrengung durchscheinen, die ihr jüngstes Werk sie gekostet haben muss – die vier Jahrhunderte umfassende Geschichte der jüdischen Seite ihrer Ahnen: Eingefangene Schatten. Mein jüdisches Familienbuch (München 2015).
Nebenbei "passieren ihr" aber auch immer wieder Gedichte – sie "fallen ihr zu als Geschenke", wie sie selbst sich ausdrückt. Als Lyrikerin zählt sie neben Ingeborg Bachmann, Rose Ausländer und Hilde Domin zu den bedeutendsten Stimmen nach 1945. Sie war noch keine 20, als Erich Kästner, damals Feuilletonchef der Münchner Neuen Zeitung ihr Gedicht "Flucht", in der ersten Nummer seines Blattes abdruckte. Zahlreiche Lyrikbände begleiten ihre – zum Teil abenteuerliche – Lebensgeschichte.
Highlights ihres Prosawerks sind – neben ihren zeitlosen Reisebüchern – ihre "Monologe" rund um drei mythische Frauengestalten verschiedener Kulturkreise: Medea, Lilith und Penelope – aus der Sicht einer lebens-, leid- und liebeserfahrenen Frau unseres Zeitalters.
Dagmar Nick gehört zur festen Autorengruppe des Seerosenkreises, der sie am 22. Juni mit zahlreichen Gratulanten hochleben lassen wird.