"Unser Tod muss ein Fanal sein"
Gregorij H. von Leïtis liest die letzten Gedichte und Briefe von Libertas Schulze-Boysen.
Unter der Schirmherrschaft von Christoph Haas-Heye.
Sprecher: Gregorij H. von Leïtis, Intendant der Kunstakademie elysium
Einführung: Michael Lahr, Programmdirektor und stellv. Intendant elysium
Begrüßung: Maja Grassinger, Präsidentin Münchner Künstlerhaus
Im Alter von 29 Jahren wurde Libertas Schulze-Boysen am 22. Dezember 1942 in Plötzensee hingerichtet. Zusammen mit ihrem Mann Harro und dem Ehepaar Arvid und Mildred Harnack bildete Libertas Schulze-Boysen den Kern der Widerstandsgruppe "Rote Kapelle". Frauen und Männer, Junge und Alte, Christen und Marxisten, Arbeiter, Intellektuelle und Künstler kamen hier zusammen, geeint durch ihre Gegnerschaft zum Nazi-Regime. Als die Gestapo im Sommer 1942 die Aktivitäten der Gruppe entdeckte, wurden innerhalb weniger Monate über 100 Mitglieder verhaftet. Über 50 von ihnen wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Nach 1945 war die Geschichte der „Roten Kapelle“ heftig umstritten und wurde vielfach verfälscht dargestellt und verkürzt als pro-sowjetisch und kommunistisch. Erst der Zugang zu bislang unzugänglichen Materialien in Archiven in Prag und Moskau ab Anfang der 90er Jahre trug dazu bei, die Arbeit der Widerstandsgruppe Schulze-Boysen / Harnack differenziert darzustellen.
Libertas Schulze-Boysen, geb. Haas-Heye, wurde am 8. September 1942 in Berlin verhaftet. Während der drei Monate im Gefängnis entstanden eindrucksvolle Gedichte, die sich von den kindlich-unbeschwerten, bisweilen naiv anmutenden Gedichten der jugendlichen Libertas durch ihren Ernst und ihre schlichte Sprache absetzen. Die Gedichte zusammen mit den Briefen an ihre Mutter, Gräfin Victoria zu Eulenburg, zeichnen das Bild einer 29jährigen Frau, die angesichts der übermächtigen Nazi-Apparatur und ihres sicheren Todesurteils eine unglaubliche Reife, Gelassenheit und Weisheit an den Tag legt.
Die Texte von Libertas Schulze-Boysen sind ein großartiges Zeugnis ihrer tiefen Menschlichkeit. Aus den bisherigen Reaktionen der Zuschauer wird deutlich, daß sie sich mit Libertas’ Leben identifizieren können. Sie war keine übermenschliche Heldin, sondern eine reale Person mit Kämpfen und Schwächen, wie wir sie alle aus unserem eigenen Alltag kennen.
Gregorij H. von Leïtis, Träger des New York Theatre Club Preises und des Bundesverdienstkreuzes, wird die Gedichte und Briefe von Libertas Schulze-Boysen vortragen. Um diese bewegenden Zeugnisse historisch besser verorten zu können, wird in einer Einführung durch Michael Lahr das biographische und politische Umfeld dargestellt.
Elysium wurde 1983 von Gregorij von Leïtis in New York City gegründet und fördert den künstlerischen Austausch und die Freundschaft zwischen den USA und Europa. Elysium arbeitet mit den Mitteln der Kunst gegen Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus.
The Lahr von Leïtis Academy & Archive wurde 1995 von Michael Lahr und Gregorij von Leïtis gegründet. Ziel ist es, die Jugend an die Schätze der Exilkunst heranzuführen, um aus dem Wissen der Geschichte eine lebenswerte und verantwortete Zukunft zu gestalten. Wissensvermittlung – in Form von Vorträgen, Seminaren, Workshops und Meisterklassen – und Weiterbildung dienen als effektive Werkzeuge im Kampf gegen Ignoranz, Diskriminieruung und Haß.
Eintritt: € 16,- / Schüler und Studenten frei
Reservierung über
München Ticket www.muenchen-ticket.de, Tel. 089 / 54 81 81 81
sowie
Münchner Künstlerhaus, Tel. 089 / 59 91 84 14 oder info@kuenstlerhaus-muc.de